Und da befinden wir uns mitten drin, in dieser dreifaltigen Ausstellung, genau im Zentrum eines anregenden Spannungsfeldes.
Von den Collagen und Mischtechniken der Bilder von Christine Wagner über die Specksteinskulpturen von Gertrude Maria Krumpholz zu den Fotografien von Traude Feldschuh.
Diese drei Künstlerinnen sind in ihrer Eigenständigkeit und Originalität überaus eigenständig – und trotzdem ergibt sich hier ein im Kontrast reizvoller und im Dialog der Bilder harmonischer Dreiklang. Gott sei Dank in Dur und nicht in moll.
Und –nochmals Gott sei Dank – ich bin nicht in der fatalen Rolle des antiken Jünglings Paris, der einer von den drei Göttinnen Aphrodite, Athene und Hera den goldenen Apfel des Sieges über die beiden anderen überreichen muss. Wir haben hier eben keinen Wettstreit, keinen paragone, kein Zankapfel wird verliehen, gestiftet von der Göttin der Eifersucht mit der Stiefmutter-Frage aus dem Schneewittchen.
Die ausgestellten Werke bedürfen keiner erläuternden Expertise. Was sie allesamt gemeinsam haben, ist die spürbare Freude der Künstlerinnen am Schaffen, im Wiedergeben (fast möchte ich sagen im Konservieren) des „günstigen Augenblicks“. Die Griechen nannten ihn Kairos, den springenden Zeitfunken, in dem ein Einfall, eine Idee, eine aufblitzende Konstellation dann übergeführt wird in den Chronos, in die Zeit der Dauer, die der Idee im Werk dann verliehen und andren mitgeteilt wird. Ob es nun abstrakte Formen in der Gestalt einer Collage sind, wenn sie unter der Hand der Künstlerin – in unserem Fall von Christine Wagner – zu einer ästhetisch reizvollen, vielleicht auch kontrapunktisch spannungsvollen Bildidee bewegen lassen. Der Kairos, der günstige Augenblick, wird sich bei der Bildhauerin ganz anders ereignen. Vielleicht sogar mehrfach. Zum ersten wohl in dem Moment, in dem ein Stein ausgewählt wird, weil die Künstlerin intuitiv spürt, was in ihm stecken könnte. Intuitiv – das kommt aus dem Lateinischen Wort intueor, das heißt anschauen, betrachten, erwägen, Einblick nehmen.