Zurück zum Kairos. Kairos, als der günstige Augenblick, ist mit Sicherheit das A und O der Fotografie. Unsere Foto-Künstlerin Traude Feldschuh hat ihr Bekenntnis zum Augenblick sogar auf ihre Homepage gesetzt:
"Die Fotografie ist das einzige künstlerische Medium, das für mich nur dem Augenblick verpflichtet ist, diesem" Klick", und das reizt mich !"
Eigentlich besteht die Welt, die Zeit, der Kosmos, das Leben von sieben Milliarden Menschen, aus ungezählten Augenblicken. Jeder eine Perle, die wir nicht als Kette besitzen können. Es gehört uns immer nur eine Perle. „Mein sind die Jahre nicht“, heißt es in einem Gedicht von Andreas Gryphius, „der Augenblick ist mein.“
Photographie kann beim Festhalten wollen von Augenblicken habsüchtig, besitzgierig, gewaltsam, indiskret, zudringlich sein. Aber sie kann auch behutsam, zärtlich, wohlwollend, poesievoll und vor allem liebevoll ironisch sein. Vor allem letzteres liegt Traude Feldschuh wohl am nächsten.
Gegenwartskunst zeichnet sich sehr oft durch eine – wie es scheint – gewollte Unverständlichkeit aus. Damit wird – das ist jetzt eine Unterstellung - manche Banalität kaschiert. Was ich an den drei Künstlerinnen schätze, ist ihr Verzicht auf bedeutungsschwangeres Pathos mit esoterischer Duftnote. Alle drei sind ästhetisch ansprechend – ohne verlogene oder schicke Arrangiertheit. Mich berührt zum Beispiel das zärtliche sich Annähern einiger Figuren von Gertrude Maria Krumpholz hin zu einem Du, wobei Ansätze zu stilisierender Abstraktion sichtbar werden. Oder die Torsi, im reizvollen non finito deuten sich Körper an wie noch in einer Muschel geborgen.